エピソード

  • #48 mit Kíkẹ́lọmọ Oludemi
    2025/05/27

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich der Britisch-Nigerianischen DJ, Produzentin und Radio-Aktivistin Kíkẹ́lọmọ Oludemi, die in der Dokumentation „We Become One” den Globus bereist, um der tiefen, universellen Wirkung von Musik auf die Schliche zu kommen.

    Als Kind wusste Kíkẹ́lọmọ Oludemi lange nicht, was sie werden wollte: Wissenschaftlerin oder Musikerin? In gewisser Weise hat sie sich für beides entschieden. Ihre Arbeit für Technologie-Unternehmen und ihre Karriere als DJ liefen lange parallel, verbanden Tools und Technik mit Imagination und Intuition. Auch auf „We Become One” verbindet sie die beiden Bereiche, macht sie sich auf die Suche nach den offenen und verborgenen Wirkungsweisen von Klang, Rhythmus und Komposition.

    Die Arbeit an dem einstündigen Film führte sie quer über den Globus, stets auf der Suche nach Antworten auf die brennende Frage: Warum entwickelt Musik eine derart hypnotische Kraft? Auch wenn hier im Detail wenig wahrhaft Neues diskutiert wird, ist der Mix aus Neurologie, Tanztherapie, Club-Psychologie und künstlerischen Perspektiven in der Summe einzigartig und bietet einen Rundumschlag, der sogar Skeptikern mehrere inspirierende Momente bescheren dürfte.

    Es wäre auch ganz und gar nicht Kíkẹ́lọmọs Stil gewesen, die Botschaft des Films zu verwässern oder den Experten in den Interviews nur die Bälle zuzuspielen. In seinen stärksten Momenten tangiert „We Become One” immer wieder politische Themen, zeigt das medizinische Potential von Bewegungen auf, verdeutlicht, warum Beats unser Bewusstsein erweitern und auflösen und sowohl homogene Communities schmieden als auch Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammenführen können.

    In diesen Augenblicken zeigt sich Oludemis Erfahrung als Gründerin der in Accra basierten Radiostation Oroko und als Aktivistin. Passenderweise leitet sie nahezu jede Antwort in unserem Interview mit ihr mit den Worten „Das ist jetzt eine umstrittene Aussage” ein. Anders geht es wohl kaum, wenn man in der eigenen Biographie die Konflikte und Synergien zwischen Wissenschaft und Kunst bereits mit sich herumträgt.

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    46 分
  • #47 mit Michael Begg
    2025/05/09

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich dem schottischen Komponisten und Produzenten Michael Begg und seiner Reise in die Arktis, wo er Schrecken und Schönheit von Kontinent und Klimawandel klanglich einfing.

    Auf einer Welt, in der inzwischen nahezu jeder Winkel erforscht und kommerziell ausgeschlachtet ist, bildet die Antarktis eine der letzten verbliebenen Oasen. Als sich die Gelegenheit ergab, für das Scott Polar Research Institute eine Residency am Südpol zu absolvieren, musste Michael Begg nicht zwei Mal nachdenken: “Wer würde nicht die Chance ergreifen, etwas zu erleben, das so weit außerhalb des Gewöhnlichen liegt, so weit weg von unserer alltäglichen Erfahrung, so extrem?”.

    Die Residency führte ihn entlang der Küste zu verschiedenen Orten, an denen er Field Recordings aufnahm, mit Wissenschaftlern sprach und seine Aufnahmen bereits vor Ort in eine musikalische Form brachte. Dabei ergaben sich gerade aus Recording-Perspektive eine Vielzahl von Herausforderungen: Der Zeitdruck, die Kälte, und vor allem der ständige Wind.

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    1 時間 12 分
  • #46 mit Ziggy Zeitgeist
    2025/04/07

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich dem in Berlin lebenden Schlagzeuger Ziggy Zeitgeist, der auf dem Doppelalbum „INSPIRE // RADICALISE” den Dancefloor mit Jazz, Beats und einer feinen Prise psychedelischer Power zum Kochen bringt.

    Drummer haben eine natürliche Verbindung zum Dancefloor. Bei Ziggy Zeitgeist aber geht der Bezug zum Beat noch tiefer. Auf dem neuen Album des FEE-Kollektifs, auf dem sich noch 13 weitere MusikernInnen tummeln, ist der Körper nur das Portal zu kreativer Inspiration, der Rhythmus ein Aufruf zur Revolution. Und so bleibt der Puls im Laufe dieses episch-ausufernden, jegliche Stilgrenzen sprengenden Werks nur sehr selten im Ruhebereich – ein Ultra-High Intensity Training für Ohren und Beine sozusagen.

    Als Zeitmaschine angelegt transportiert „INSPIRE // RADICALISE” sein Publikum zurück in die faszinierende Phase zwischen den 70ern und 80ern, als Funk, Disco, Electro und früher House die Clubs elektrisierten, und beleuchtet sie aus dem Blickwinkel moderner Technologien und einer dem Jazz entlehnten Dringlichkeit neu. Ziggy arbeitet immer wieder auch als DJ und sein Geschick im Aufbauen fesselnder Flows hält diese 18 Tracks, die gelegentlich auch noch in psychedelischen- oder krautig angehauchten Rock übergehen, zusammen.

    Das klingt angesichts der oftmals erzkonservativen Jazz-Szene fast wie ein Widerspruch in sich. In Wahrheit aber war Jazz in seinen frühen Jahren vor allem Tanzmusik. Gespielt in verschwitzten Clubs, vor einem euphorischem Publikum. Laut, lasziv und mit nur einem einzigen Ziel: Ekstase. Das ist der Jazz, den Freedom Energy Exchange spielen – stets angestachelt von Ziggys unwiderstehlichen Grooves.

    In gewisser Weise fangen sie damit die frühen Erfahrungen Ziggys bei Open-Air-Raves im australischen Hinterland ein, bei denen Musik mit der Umgebung verschmolz, sich aus der Natur speiste und wieder in sie zurückfloss. Es waren spirituelle Erfahrungen, zugleich aber eine Chance zum Ausrasten. Das ist überhaupt die zentrale Botschaft von „INSPIRE // RADICALISE”: Wahre Veränderungen sind die Folge von Leidenschaft – und der Weg zur Revolution geht über das Herz.

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    57 分
  • #45 mit mit Cora Novoa
    2025/02/17

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich der spanischen Produzentin, DJ und Label-gründerin Cora Novoa, die sich auf der ständigen Suche nach dem Gesamtkunstwerk befindet.

    Im Oktober 2024 brach über Ostspanien und Valencia ein apokalyptischer Regen herein. An einem einzigen Tag fiel so viel Wasser vom Himmel wie innerhalb eines durchschnittlichen Jahres. 232 Menschen kamen um, viele Zehntausende mussten gerettet werden. Globale Klimaveränderungen trugen zu dem Ausmaß der Katastrophe bei, doch das Versagen war politisch – nur ein Jahr zuvor hatte die Regierung der Gegend das Frühwarmsystem für unnötig erklärt, Interventionen eines Metereologen wurden ignoriert.

    Zum Zeitpunkt der Flut hatte Cora Novoa ihre neue EP „This is not about you and me. This is about us" bereits fertiggestellt. Trotzdem wirkte sie wie ein direkter Kommentar zu den Ereignissen – und das nicht nur, weil Novoa sich sehr eng mit Valencia verbunden fühlt. Die Veröffentlichung nämlich ist der letzte Teil einer Trilogie, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf Menschlichkeit, Verlust und Schmerz sowie unseren Sinn für Gemeinschaft beschäftigt. Jede EP ist eine Sammlung von Tagebucheinträgen, in denen sich Novoa mit aktuellen Themen auseinandersetzt, das Persönliche im Universellen sucht und vom Privaten ins Öffentliche vorstößt.

    Dieses Arbeiten mit Konzepten gehörte für Novoa von Anfang an zum Musikmachen mit dazu. Tief durchdachte Cover-Designs, Mode, Events – alles verbindet sich zu Gesamtkunstwerken, die Fragen stellen und Fakten liefern. Wenn das nach Avantgarde, Verkopftheit und schwierigem Entertainment klingt, wäre das aber ein falscher Eindruck. Auch, wenn jede der drei EPs mit einer ganz eigenen stilistischen Sprache aufwartet – von Gothic und Dark Ambient bis hin zu ätherischer Electronica und lupenreinem Techno – bringt doch jede von ihnen immer zuerst den Körper in Bewegung.

    Es ist eine Extase, die tatsächlich das Ich und das Du aufhebt und stattdessen das Wir betont. Und bei aller Dunkelheit ist es eine Musik der Hoffnung – sogar in dieser finsteren Stunde war es letzten Endes die Hilsbereitschaft der lokalen Gemeinschaft, die man nach der Flutkatastrophe vor allem in Erinnerung behalten wird.

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    58 分
  • #44 mit Lewitt Audio
    2025/01/27

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich dem österreichischen Senkrechstarter-Unternehmen Lewitt und seiner Mission, das Mikrophon von der Pike auf neu zu denken.

    SängerInnen und PodcasterInnen werden es bestätigen: Das Mikrophon, das die eigene Stimme optimal zur Geltung bringt, ist wie ein Freund oder eine Freundin fürs Leben. Die Suche danach aber gestaltet sich alleine schon aufgrund der kaum zu überblickenden Auswahl als schwierig – und sie wird mit jeder Welle neuer Produkte komplizierter. Somit war Roman Perschon von Anfang an klar, dass er sich mit der Gründung von Lewitt keine einfache Aufgabe gestellt hatte: Der Kuchen schien verteilt, die Technik ausgelotet, die etablierten Hersteller hatten es sich auf ihren Lorbeeren bequem gemacht.

    Doch waren es, wie Perschon zurecht erkannte, Lorbeeren, die vor allem auf Nostalgie beruhten, auf einem vertrauten Sound, der sich an der Vergangenheit orientierte. Lewitt hingegen sollte keine weitere Retro-Marke sein. Das Vergessen wurde zum Ausgangspunkt, das Entdecken zum Prinzip, die Zukunft zum Ziel. Man wollte das Mikrophon von Grund auf neu konzipieren, mit neuer Technik, neuen Materialien und vor allem: neuen Ideen.

    Der letztgenannte Punkt kann kaum genug betont werden. Denn guter Klang entsteht nicht nur in der Kapsel. Auch das Vermeiden von Nebengeräuschen oder anderen Störfaktoren kann einen entscheidenden Einfluss ausüben. Im aktuellen Highlight, dem Lewitt Ray, steuert ein eigens entwickelter Sensor die analogen Schaltkreise, um Lautstärke und Klang spontan auf eine kalibrierte Reaktion anzupassen. Einfacher gesagt: Bewegungen und Positionswechsel haben keinen Einfluss auf die Lautstärke des Signals mehr – der Autofocus des Mikrophons kompensiert die Entfernungs- und Richtungsveränderungen in Echtzeit.

    Wie Lewitts Head of Product & Marketing Moritz Lochner in unserem Gespräch darlegt, gehen technologische Fortschritte dabei immer Hand in Hand mit emotionalen Faktoren. Denn auch, wie sich ein Mikrophon anfühlt und wie es aussieht, kann einen Einfluss auf die Performance ausüben – und die ist im Zweifelsfall immer noch das Wichtigste.

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    1 時間 1 分
  • #43 mit Purple Disco Machine
    2024/12/26

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich Tino Piontek alias Purple Disco Machine, der sich auf seinem neuen Album mit retrofuturistischen NeoDisco auf die Suche nach dem Paradies macht.

    Disco ist wohl kaum das Genre, was man sich als ProduzentIn aussucht, wenn man nach Respekt lechzt. Aus Wut über die gute Laune, die diese Musik verbreitet, sprengten Rock-Fans 1979 in der Disco Demolition Night sogar Disco-Platten in die Luft. Heute ist die Szene vielleicht lebendiger denn – gilt vielen aber immer noch als kommerziell und oberflächlich.

    Timo Piontek kümmert das nicht. In den vermeintlichen Schwächen von Disco sieht er die Stärke dieser Musik: Der Dancefloor als ein Ort zum Sichgehenlassen, die Beats als ein Tor in eine bessere Welt, die augenscheinlich einfachen Texte als eine Beschwörung dessen, was uns verbindet. Und so hat er sein drittes Album – den Nachfolger des internationalen Durchbruchs „Exotica”, das ihm einen Grammy bescherte sowie Remixaufträge von Kylie, Gaga und Dua Lipa – als Konzeptalbum angelegt: Als eine Reise ins Paradies.

    In Sachen Songwriting stellt das Album einen Umbruch dar. Statt sich im Studio hinter seinem beeindruckenden Gerätepark zu verschanzen, lud Tino persönliche Favoriten wie Metronomy und die Funklegende Nile Rodgers ein und erneuerte die Kollaboration mit Indie-Rock-Sängerin Sophie and the Giants, mit der er bereits den Überhit „Hypnotized” aufgenommen hatte. Die Gästevielfalt bereichert den Purple-Disco-Machine-Kosmos ungemein, während sich Tino in den Arrangements kosmischer denn je gibt und vor allem als Sound Designer gewachsen ist. Das siebenminütige „Paradisco” klingt wie ein Traum aus Yello, Fusion-Jazz und einer Zeitlupenversion von Donna Summers „I need Love”.

    Es sind magische Momente wie diese, die den schwedische Disco-Produzenten Martin Brodin mir gegenüber zu der Aussage verleiteten, es gebe genau zwei Künstler, „die den klassischen Sound zelebrieren und ihn zugleich nach vorne bringen: Purple Disco Machine und Todd Terje.” Das ist dann wohl genau der verdiente Respekt, der Disco als Genre noch immer verweigert wird – und den sich Tino Piontek immer wieder zurecht verdient.

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    29 分
  • #42 mit Kruder & Dorfmeister
    2024/12/02

    Die „K&D Sessions“, 1998 erschienen, sind nicht einfach irgendein Remix-Album. Mit einer Million verkaufter Einheiten ist es eines der ­meistverkauften Werke seiner Art. Auf Tour bringen Peter Kruder und Richard Dorfmeister die Stücke nun mit Live-Musikern auf die Bühne – in einer ­prachtvollen Remaster-Box mit Bonusmaterial erklingen sie in neuem Glanz. Das ist keineswegs überzogen  – künstlerisch gesehen markieren die „K&D Sessions“ vielleicht den Gipfel der Remix-Kultur..

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    39 分
  • #41 mit rocomoco – Angenehm, aber keine leichte Kost
    2024/10/15

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich dem Duo rocomoco, das auf ihrem neuen Album „Electric Paradise” zu den Klängen himlischer Hip-Hop-Instrumentals das Verhältnis von Mensch und Maschine erkundet.

    “Lofi Hop Hop” nennt sich das Genre, in dem rocomoco operieren – und in dem sie innerhalb der letzten Jahre bereits still und heimelig viele Millionen genussvolle Streams zusammengetragen haben. Selten erscheint eine Genrebezeichnung unpassender als hier. Denn die Musik von Ingo Kreutzer und Thorsten Klages klingt vielmehr schwerelos-schwebend, deep und dreamy und genügt dabei stets höchsten klanglichen Ansprüchen. Auf ihrem neuen Album „Electric Paradise” kommt dann auch noch eine programmatische Tiefe hinzu. Angenehme Kost ist das jederzeit; leichte aber keineswegs.

    Für das Konzept hinter den neuen Stücken haben sich rocomoco mit dem britischen Multimedia-Künstler Dan McRae alias The Hidden zusammengetan. In intensiven Sessions wurde nicht nur viel Musik gemacht, sondern auch über die Implikationen und potentiellen Auswirkungen künstlicher Intelligenz diskutiert. Aus diesen Gesprächen entstand neben einem Soundtrack auch eine Reihe von Bildern und Videosequenzen, deren betont künstliche Ästhetik und surreale Sinnlichkeit eine seltsame Stimmung zwischen Traum und Albtraum heraufbeschwören.

    Die Musik bildet dazu eine Art betörenden Gegenpol. Während aktuell viele KollegInnen AI zur Verfremdung und Verzerrung nutzen, klingen rocomoco auf „Electric Paradise” ganz im Gegenteil wohliger und vertrauter denn je. Lockere Gitarren-Licks, warme Jazz-Vibes, entschleunigte Schlagzeug-Schleifen – und im Hintergrund zwitschern die Vögel. Es ist, als bauten Ingo und Thorsten sich eine Welt des Rückzugs, eine Oase inmitten der lärmenden technologischen Debatten. Weltfremd ist das aber nie – eher von einer Sehnsucht nach einer besseren Welt beseelt.

    Freilich – es ist eine Welt aus Samples und Loops und in gewisser Weise ebenfalls eine Verfremdung. Das soll sich aber ändern. Denn für die nächsten Projekte, wie sie uns im Gespräch in Berlin verraten, wollen die beiden mit menschlichen Musikern ins Studio gehen.

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    1 時間 15 分